10. März 2025

AfT-Förderpreisverleihung 2025

Akademie für Tiergesundheit zeichnet Infektionsmedizin aus für innovative Forschung zur Epidemiologie von Zecken und Zecken-übertragenen Erkrankungen

Förderpreisverleihung 2025
Preisverleihung: Prof. Dr. Potschka, Dr. Springer und Dr. Zeller

Bonn, den 10.03.2025 – Anlässlich des Frühjahrssymposiums der Akademie für Tiergesundheit e.V. (AfT) wurde Frau Dr. Andrea Springer, Zentrum für Infektionsmedizin, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zum Monitoring und der Vorhersage von Zecken und Zecken-übertragenen Erkrankungen im One-Health Kontext mit dem Förderpreis der Akademie ausgezeichnet.

Zecken kommen nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in Städten vor. Das von Zecken ausgehende Risiko betrifft die Mehrheit der Bevölkerung sowie sämtliche Haus- und Nutztiere mit Zugang zu Grünflächen oder Gärten. Klimaerwärmung und andere anthropogene Faktoren nehmen Einfluss auf Zecken und die von ihnen übertragenen Erkrankungen. Sie nehmen an Bedeutung zu und gelten heute als sogenannte (re-)emerging Diseases. Aktuelle Erkenntnisse zu dieser Thematik sind daher von hoher Bedeutung und liefern neue innovative Grundlagen für praktische Anwendungskonzepte in der Veterinärmedizin und der öffentlichen Gesundheit und tragen so wesentlich zum Gesundheitsschutz von Mensch und Tier bei.

Die Untersuchungen von Frau Dr. Springer richten sich auf die geographische Ausbreitung bzw. den Import neuer Zeckenarten, die Häufigkeit und saisonale Aktivität von Zecken sowie die Epidemiologie Zecken-übertragener Pathogene in Deutschland.

Einen Wandel der Zeckenausbreitung konnte Dr. Springer unter anderem im Rahmen einer Citizen Science-Studie zeigen. Auf diesem innovativen Forschungsweg ermittelte die Wissenschaftlerin die mittlerweile deutschlandweite Ausbreitung der Wiesenzecke Dermacentor reticulatus. Diese Zeckenart überträgt die Hundebabesiose, und Dr. Springer identifizierte als Folge ihrer Ausbreitung neue Babesia canis-Infektionsgebiete in Deutschland und postulierte, dass die Verschleppung über ungeschützte Hunde ein Treiber dieser Weiterverbreitung ist. Die canine Babiose ist potentiell tödlich. Die für die Tiergesundheit daher wesentlichen Erkenntnisse führten unter anderem dazu, dass die vom European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) empfohlenen Bekämpfungskonzepte gegen Zecken hinsichtlich eines ganzjährigen Zeckenschutzes für Hunde angepasst wurden.

Von hoher Relevanz sind auch die Arbeiten zu Reservoirwirten für Zecken-übertragene Pathogene im urbanen Raum. Die Untersuchungen von Dr. Springer zeigten, dass dem Igel hierbei eine besondere Bedeutung zukommt, lebt er doch in Gärten und wird oft in menschliche Obhut genommen. 

Die genannte wie auch viele andere Arbeiten der Wissenschaftlerin schließen auch Datenmodellierungen ein, die zu präziseren Vorhersagemodellen für die Häufigkeit verschiedener Zeckenarten in ganz Deutschland führen.

Neben den Untersuchungen zu Zecken generiert die Preisträgerin auch in anderen parasitologischen Themenbereichen wesentliche experimentelle Forschungsergebnisse und verfügt dementsprechend über eine beeindruckende Publikationsliste in anerkannten nationalen und internationalen Fachzeitschriften.

Nach Abschluss ihres veterinärmedizinischen Studiums an der Justus-Liebig-Universität Gießen in 2012 richtete Dr. Springer schon früh den Blick auf die Erreger-Wirt-Beziehungen im parasitologischen Bereich. Nach der Promotion qualifizierte sie sich als Fachtierärztin für Parasitologie und Diplomate des „European Veterinary Parasitology College“ (EVPC). Seit 2017 treibt sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, ihre Habilitation zum Forschungsschwerpunkt der Epidemiologie von Zecken und Zecken-übertragenen Erkrankungen voran.

Das AfT-Frühjahrssymposium, das am 06. und 07. März in Montabaur stattfand, griff Effekte des Klimawandels und der Globalisierung auf die Tierhaltung auf. Hochkarätige Wissenschaftler, darunter auch Frau Dr. Springer, deckten ein weites Spektrum zu den aktuellen Herausforderungen und notwendigen Reaktionen auf diese Einflüsse von neuen Erkenntnissen zu Erregern, Hitzestress, züchterische Adaptation sowie den ökologischen Fußabdruck von Tieren ab.

Seit ihrem mehr als 35-jährigen Bestehen hat die Akademie für Tiergesundheit e.V. bereits 44 Wissenschaftler, einschließlich der diesjährigen Preisträgerin, für ihre besonderen Forschungsleistungen ausgezeichnet.

Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis der AfT wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende klinische oder experimentelle Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Tiergesundheit vergeben.

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